ZDF/ 3sat: Doku: Der Preis der Liebe_

der-preis1ZDFzoom Sendung vom 17.08.2011
Der Preis der Liebe – Das Dilemma der Kinderbetreuung

Ein Film von Katja Schupp und Andrzej Klamt. Musik: Detlef Schmelzenbach und Alexander Sonntag bei I/O music.

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„Sie haben keinen Führerschein? Dann wird’s schwierig.“ – „Ach so, drei Kinder trauen Sie sich nicht zu? Ja, dann hat es wohl keinen Sinn.“ – „Nur bis September? Naja, wir suchen eigentlich jemanden auf Dauer.“ – „Täglich, aber nur von 9 bis 13 Uhr? Das reicht leider nicht, nein.“

Drei Anzeigen, 16 Telefonate, immer das gleiche Ergebnis: ZDF-Zoom Autorin Katja Schupp und ihr Mann, ZDF-Kamermann Hartmut Seifert, finden niemanden, der bereit wäre, auf Mini-Job-Basis, angemeldet und versichert, die drei gemeinsamen Kinder bei der Familie zuhause zu betreuen. Die Öffnungszeiten des Kindergartens vor Ort reichen nicht aus, das Angebot an Tagesmüttern auf dem Land ist dünn und finanzierbar soll das ganze ja auch noch bleiben.

Kinderbetreuung noch immer mangelhaft
Deutschland im 21. Jahrhundert – und dennoch ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gerade für Frauen sehr schwierig. Trotz Betreuungsausbau, Beitragsfreiheit und Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz ab 2013 ist der Mangel an zuverlässiger, bezahlbarer Kinderbetreuung, die die flexiblen Arbeitszeiten von heute mitmacht, oft das größte Hindernis, wenn Mütter zurück in den Beruf wollen. Also macht sich Katja Schupp für ZDF Zoom auf die Suche: Wie geht es anderen Familien? Wie verbinden andere Mütter Beruf und Kinder? Und welche Lösungen gibt es, die in der Praxis wirklich funktionieren und den Anforderungen in einer immer flexibleren Arbeitswelt – ob Führungsposition in einem Unternehmen oder Schichtdienst im Einzelhandel – genügen?

Nicht allein
Schon bald wird klar, dass die Autorin mit diesen Problemen bei weitem nicht alleine da steht: Neben einer Empfangsmitarbeiterin in Wiesbaden sitzt jeden Mittag ab halb zwei der 13-jährige Sohn – Betreuung nach der Schule? Fehlanzeige. Ein Ehepaar aus Mainz rechnet vor, dass die Kinderbetreuung für die einjährige Tochter 85 Prozent des Nettoeinkommens aufzehrt, das die Frau durch die wieder aufgenommene Berufstätigkeit verdient. Und eine andere Mutter kassiert Absage um Absage – immer wieder mit der Begründung, durch ihre beiden Kinder sei sie für die jeweilige Stelle nicht flexibel genug.

Das Fazit – erschütternd: „Mütter sind heute so allein wie nie“, sagt etwa Dr. Karin Jurczyk, Leiterin der Abteilung Familie und Familienpolitik am Deutschen Jugendinstitut e.V. in München, dem größten sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut in Deutschland.

Was also tun?
Bei ihren Recherchen stößt Katja Schupp auf ein Phänomen, über das keiner der Beteiligten gerne spricht: In den vergangenen Jahren in Deutschland immer häufiger auch in der Kinderbetreuung auftritt, eine Praxis, die so oder ähnlich im Bereich der Altenpflege schon lange gängig ist: Berufstätige Mütter engagieren eine illegale Osteuropäerin für die Kinderbetreuung zuhause, flexibel, preiswert und auch mal bereit, länger zu bleiben.

Begleitet von Kameramann Hartmut Seifert lotet ZDF-Zoom Autorin Katja Schupp das Dilemma der Kinderbetreuung in Deutschland in seiner ganzen Tiefe aus. Warum greifen Mütter in Deutschland auf illegale Arbeitskräfte zurück, um Beruf und Familie miteinander verbinden zu können? – Das ist die Kernfrage, der diese Dokumentation, dicht an der Autorin und ihren eigenen Erfahrungen, nachgeht.